Ein Großteil – etwa 70% – der Frauen, die bei meiner Frühlingsumfrage* mitgemacht haben, verstehen unter Resilienz: "selbstbestimmt zu leben und mit Stress und Druck (von außen) umgehen zu können". Gleichzeitig schätzten die meisten Teilnehmerinnen sich selbst so ein, dass “100% aufrichtig zu sein und eigenverantwortlich zu handeln” das ist, was ihnen mit Abstand am schwersten fällt – und dafür gibt es gute Gründe. Denn es gibt einige Dinge, die eine davon abhalten können, das Leben zu leben, das man will. Eine kraftgebende Aussicht an dieser Stelle ist, dass sich die meisten Frauen selbst durchwegs als “optimistisch und zuversichtlich” einschätzen. Ich zitiere eine Umfrageteilnehmerin: “Ich bin immer offen für neue Möglichkeiten.” In diesem Artikel habe ich die in meiner Frühlingsumfrage* genannten Gründe zusammengetragen, die Frauen davon abhalten, selbstbestimmter zu leben. (*Dies ist freilich keine repräsentative Studie, sondern ein kleiner Einblick in die Themen meiner Community.)

Ein selbstbestimmtes Leben stärkt die Resilienz

Eigenverantwortung ist wahrlich einer der sieben Faktoren, die die persönliche Resilienz stärken. Was genau Resilienz bedeutet und welche sieben Faktoren das sind, habe ich in diesem Artikel beschrieben. Stell dir vor, du kennst deine eigenen mentalen und körperlichen Grenzen und stehst selbstbewusst dafür ein – das ist echte Eigenverantwortung, die resiliente Menschen bereit sind, zu übernehmen. Klingt geil, oder? Stell dir vor, du bist dir darüber klar, dass die volle Verantwortung für dein Tun (nicht das Tun deiner Mitmenschen) voll und ganz bei dir liegt. Mitsamt aller Konsequenzen, die du bewusst in Kauf nimmst. Wird es dir mulmig? Stell dir vor, du lebst eine gesunde Fehlerkultur, statt Perfektionismus – aufrichtig und vergebend. Uff. Bingo! Wenn dir das gelingt, bist du aus der fremdbestimmten Opferhaltung herausgewachsen, die die Schuld stets im Außen gesucht hat. Unstoppable! You go, girl! 

Du weißt dann nämlich, dass Vorwürfe und Schuldzuweisungen an Menschen oder Umstände im außen dich nicht und niemals weiterbringen. Und du fühlst dich stark, das Risiko des Scheiterns und der Ablehnung einzugehen, weil du verstehst, dass du selbst die bist, die ihre Zukunft in der Hand hat – die Zukunft, die dir genau jene Freiheit bringen kann, die du dir so sehnlich wünschst. Und wenn wir über persönliche Freiheit sprechen, ja – so müssen wir notwendigerweise auch über Eigenverantwortung reden. Ganz klar.

Über die äußeren Grenzen des selbstbestimmten Lebens

Bevor wir zu den 7 inneren Gründen kommen, die dich abhalten, selbstbestimmt zu leben, finde ich es wichtig, die äußeren Grenzen zu würdigen. Dafür muss ich eine bei uns weit verbreitete Weltanschauung etwas zurecht rücken: “Alles ist möglich!” und “Du musst dich nur positiv darauf fokussieren. (Und wenn du nicht bekommst, was du wolltest, hast du was falsch gemacht.)” Diese Idee ist aus meiner Sicht eines der größten Märchen unserer Zeit.

In dieser Welt ist NICHT "alles möglich"! Wir leben in einer Welt aus Bedingungen. Materiell und sozio-kulturell (wie gerecht das ist, ist wieder eine andere und vor allem politische Frage). Innere und äußere. Jedenfalls liegt es heute an uns, uns von dieser Lüge zu verabschieden, jemals "alles" sein und tun zu können. Wir dürfen lernen, anerkennend mit dem zu leben, was ist. Ich denke, dass es eine der wichtigsten und radikalsten Herausforderungen unserer Zeit ist, diese Haltung in uns zu nähren. Weil es auch bedeutet, Realitäten anzuerkennen, die unaushaltbar wirken oder etwa ein alles durchdringendes Leistungsdenken aufzugeben. (Dass etwas zu akzeptieren nicht bedeutet, die Dinge deshalb gutzuheißen und warum es schwer fällt, manche Dinge zu akzeptieren, ist ein anderes Thema. Dazu werde ich auch einmal etwas schreiben.)

Endlich selbstbestimmt das Leben leben, das du willst

Aus einer massiv krisenhaften Situation heraus, habe ich vor allem in der Natur draußen, durch den Kontakt mit der Erde und in Hingabe gelernt, was es wahrlich heißt, aus meiner ureigenen Kraft heraus Meines zu leben. Ich habe langsam – wirklich in Babysteps – begonnen, mich selbst als Teil meiner Umwelt und meines Geworden-seins zu verstehen. In Zusammenhängen, die kaum mit dem Verstand zu greifen, noch zu kontrollieren sind. Und in diesem tieftraurigen Akzeptieren, weißt du was da möglich wurde und immer wieder wird? Zu erkennen, was JETZT WIRKLICH für MICH möglich ist.

Ja, wir sind Teil eines Systems, einer Familie, einer Mitwelt. Diese Verknüpfung ist unabänderlich. Und wir sind konfrontiert mit unabänderlichen Dingen, die das Leben für uns bereithalten. Die spannende Frage ist, was wir daraus machen – und uns zu öffnen für das, woran wir bisher noch gar nicht gedacht haben. Denn oft ist es so: Auf der einen Seite des Weges liegen falsche Erwartungen und Ansprüche von außen oder an sich selbst. Üblicherweise etwas, das massiv überfordert. Auf der anderen Seite gibt es die "Kann man eh nicht ändern"-Resignation, die sich ohnmächtig fühlt und unglücklich macht. Und dazwischen, ja da liegt dein Spielraum. Denn JA – natürlich ist es sinnvoll, Größeres anzustreben, als dein Alltagsdenken dich normalerweise lässt. Natürlich ist es gut, dir zu überlegen, welche Möglichkeiten du noch hast und immer wieder deine Perspektive zu verändern. Es ist nur gesund, dabei dein System, deine Mitmenschen mitzudenken. Und wenn du so mutig bist, abseits von Ängsten und Annahmen, deine viel realistischeren, ehrlichen, echten Optionen zu erschaffen und eigenverantwortlich in die Tat umzusetzen, kann das tatsächlich viel erfüllender sein, als du vorher geglaubt hast. Trotz allem. Die Herausforderung ist, zu erkennen, welche Kämpfe sich lohnen und echt sinnvoll sind. Und welche eben nicht.

“Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”

7 Gründe, die Menschen innerlich abhalten, 100% eigenverantwortlich zu handeln

1. Eigene Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen nicht ernst nehmen.

50% der Teilnehmerinnen an meiner Frühlingsumfrage*  gaben an, dass ihnen dies am allerschwersten fällt, wenn es um Eigenverantwortung geht: Die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen ernst und mögliche Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Geht es dir auch so? Keine Sorge. Allein, dass du das hier liest und dich damit beschäftigst, zeigt mir, dass etwas in dir schon nach einer guten Lösung sucht.

2. Die Angst, andere zu verletzen.

Lass uns weiter hineinzoomen in das Thema – Was ist die Konsequenz, die so viele fürchten? Andere zu verletzen. Dies wurde in meiner Frühlingsumfrage* sehr oft genannt und ist einer der Hauptgründe, nicht für das Eigene einzustehen. Die Sache ist, du bist nicht für die Gefühle anderer verantwortlich oder, wie etwas verstanden wird. Du bist für deine Gefühle verantwortlich – und die Art und Weise, dich auszudrücken. Denk dran: die Wahrheit ist zumutbar. Die Frage ist eher: Kannst du die Emotionen des/der anderen mitfühlend aushalten? Kannst du dich gegebenenfalls für Fehler entschuldigen? Und anderen verzeihen?

3. Die Sorge über die Reaktion der Gegenseite.

Ebenso weit verbreitet ist die Sorge über die Reaktion der Gegenseite: Was wird der/die andere wohl sagen? Was denken nur die Leute von mir? Hier spielt die Angst abgelehnt oder verurteilt zu werden mit rein – unter der üblicherweise eigentlich das Gefühl liegt, sich für das Eigene zu schämen. Mit der Konsequenz, sich lieber selber unsichtbar zu machen, sprichwörtlich "in Luft aufzulösen", statt dich zu erden – und das Risiko einzugehen, eh in Ordnung zu sein.

4. Die Schwierigkeit, die eigene Scham auszuhalten.

Und so kommen wir zum nächsten Blockade-Grund: Es ist so schwer, die eigene Scham auszuhalten – in dem Moment, wo du Dinge ansprichst. Vollkommen verständlich, denn Scham ist ein soziales Gefühl. Sie zu empfinden bedeutet, mit dem Schlüsselgefühl in Kontakt zu kommen, um mutig über verinnerlichte soziale Normen hinaus zu gehen. Aus der Ohnmacht auszusteigen. Die Opferrolle zu verlassen. Du bemerkst deine Bedürfnisse, deine Wünsche und bist in diesem Moment dabei, sie aufrichtig auszudrücken, ihnen Raum zu geben. Das ist wundervoll.

5. Die Angst vor Konflikten.

Das betrifft vor allem Menschen, die Harmonie lieben. Tragischerweise ist das Missverständnis weit verbreitet, es schaffe Frieden in der Familie, in der Partnerschaft, im Job, wenn man es allen recht mache. Aufrichtig zu sein könnte diese Harmonie stören. Sich anzupassen und eigene Bedürfnisse und Wünsche zurückzustellen scheint der Beziehung dienlich zu sein. Doch ist das wirklich wahr? Meiner Erfahrung nach ist es genau umgekehrt: achtsame Offenheit verbindet. Bewusste Grenzen erzeugen Respekt und Wertschätzung. Es liegt auch in deiner Hand, welche Werte in deinen Beziehungen lebendig werden dürfen. Das ist eine Frage der Kommunikation.

6. Die Verantwortung für andere zu tragen.

Klar, du hast alle Bedürfnisse im Blick – die deiner Kinder, deines/r PartnerIn, deiner alternden Eltern. Hier wiegt die Verantwortung für den anderen mehr, als jene für dich selbst. Eigene Bedürfnisse lassen sich aufschieben, aber nicht dauerhaft. Überprüfe, was wirklich notwendigerweise an dir liegt und wo du nur glaubst, Rücksicht nehmen zu müssen. Die Idee, dass Liebe Aufopferung ist, ist weit verbreitet, brennt aber auf Dauer aus. Kennst und nutzt du schon dein Netzwerk, das dich unterstützt? Strukturen weiblicher Care Arbeit sind nicht nur individuell zu lösen, sondern politisch. Strukturen sind aber auch verinnerlicht durch Bilder über Frau- und/oder Mama-sein. Eine andere Welt ist möglich. Und sie beginnt in dir (wo sonst?).

7. Die Idee, alles selber machen zu müssen.

Schließlich ist da noch die Über-Verantwortung. Hier gibt es eigentlich ein Missverständnis: Du glaubst, eigenverantwortlich zu handeln, würde heißen, alles selber machen zu müssen. Ahnst du, womit das aber viel eher zu tun hat? Mit Kontrolle. Perfektionismus. Die Dinge so zu beeinflussen, dass sie deinen Vorstellungen entsprechen. Doch echte Eigenverantwortung bedeutet, deine Belastungsgrenzen zu respektieren. Du darfst um Hilfe bitten. Vertrauen ist etwas, das Zeit braucht, um stetig zu wachsen. Ehre und achte deinen Raum.

Schluss mit Zerdenken, weil du dir das alles anders vorgestellt hast. Finde heraus, wo dein Potential liegt, um deine Resilienz zu stärken und komm raus aus dem Tief. Lebe endlich, wie du willst – unbeschwert und glücklich.

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Fazit

Du willst endlich das Leben leben, das du dir vorstellst? Überprüfe, in welchen Situationen du dich ohnmächtig und als Opfer fühlst. Lass die Opferrolle hinter dir. Sie dient dir nicht mehr. Sie dient deiner Sehnsucht nach Freiheit nicht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sie etwas allzu Bequemes, Vertrautes hat und auch Aspekte, die sich richtig anfühlen, weil sie dir “recht” geben. Alle Dinge haben ihre guten Seiten. Die Opferrolle abzulegen kann dich angreifbar machen. Verletzlich. Doch vergiss nicht: Eigenverantwortlich, selbstbestimmt und frei zu handeln, macht dich ungleich stärker. Weil du weißt, wer du bist, was dir wichtig ist, was dir gut tut. Und weil du für dich selbst einstehst. Mit dir verbunden bist. Komme, was wolle. Und das stärkt deinen Kontakt mit der Umwelt, schafft eine neue Tiefe und energievolle Lebendigkeit – eine Fülle aus der du schöpfen kannst.

Über die Autorin

Mag.a Anna Kromer ist Female Life Coach & Dipl. Psychologische Beraterin. Ihr Herzblut liegt in den Themen Resilienz, Achtsamkeit und Empowerment. Mit Intuition, Humor und einem scharfen Geist unterstützt sie Frauen dabei, neue Strategien zu entwickeln, um Veränderungen, Stress und Rückschläge selbstbestimmt und gelassen zu meistern. Natürlich resilient – für ein erfülltes Leben mit Sinn.

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